So geht's

Donnerstag, 13. Januar 2005

...

Noch einmal das Wesentliche:

  • Suchen Sie ein Thema, das allgemein Interesse weckt! Denken Sie weniger an ihre eigenen Absichten!Finden Sie das richtige Medium (Verteiler)!
  • Sprechen Sie die Medienvertreter richtig an (Pressemitteilung)!
  • Bieten Sie separates Hintergrundmaterial an (Kurzporträt)!
  • Seien Sie immer wach, um Themen zu finden, die Sie in die Öffentlichkeit bringen können (Themenliste)!
  • Planen Sie Ihre Ereignisse so, dass Sie Aussicht auf Veröffentlichung haben (Zeitplan)!
  • Kommen Sie schnell auf den Punkt! Für Prosa hat kaum jemand Zeit!
  • Meiden Sie unbedingt wertende Vokabeln. Vergessen Sie wesentliche Teile Ihres Deutsch-Unterrichtes. Journalistische Schreibe hat nichts mit Literatur und auch nichts mit Bürokratendeutsch zu tun!
  • Seien Sie ruhig penetrant, aber behalten Sie das Fingerspitzengefühl!

...

Bildlich gesprochen

Bilder sind Blickfänger. Deswegen gibt es in diesem Beitrag auch keine, die vom kostbaren Text ablenken - verbreiteter Irrglaube - ich hab einfach im Moment keins :-)

Wie Überschriften verlocken Bilder den Leser dazu,
einen Beitrag zu lesen. Vergleichbar dazu sind im Hörfunk die Originalstimmen. Sie verleihen
einer Nachricht Glaubwürdigkeit.

Für die Presse geeignete Bilder müssen technisch einwandfrei sein, das heißt
scharf und kontrastreich. Jede Zeitschrift macht eigene Vorgaben, die abweichen können.
Am liebsten sind immer noch großformatige Fotos auf glänzendem Papier, das eine
Bilderklärung auf der Rückseite enthält. Man darf diese Rückseite allerdings
niemals von Hand beschriften, denn Stifte aller Art drücken entweder durch oder färben
auf darunter liegendes Material ab. Digitale Fotos werden auch oft angenommen: jpg-Format oder Tiff (unkomprimiert), 3 Mio. Pixel sollten für kleinere Bilder reichen. Lieferung auf CD oder (anfragen!) per E-Mail-Anhang.

Vielen Zeitschriften sind Bilder von Hausfotografen lieber. Schaffen Sie für ihn günstige
Arbeitsbedingungen und seien Sie nicht böse, wenn der Fotograf nach dem Bild gleich wieder
geht. Er hat sicher noch mehr zu knipsen!

...

Sprachliche Fallstricke

Mediensprache soll schnell auf den Punkt kommen.

  • Benennen Sie klar die Verantwortlichen. Nicht: „Die Funkstation wurde aufgebaut“, sondern deutlicher: „Jugendliche bauten die Funkstation auf.“
  • Nicht im unpersönlichen Passiv schreiben, sondern — wo immer möglich — aktive Formulierungen benutzen. Etwas wird nicht veranstaltet, sondern „jemand“ veranstaltet etwas. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt des Handelns, während die Passivsprache die Handelnden versteckt (Politiker!). Mancher Aktiv ist aber unnötig: Wenn es egal ist, zu wissen, wer da handelt: Etwa: Das Geschäft wird geöffnet. Wie der Schlüsseldreher heißt, ist mir egal.
  • Kein Bürokratendeutsch! Das ist eine Sprache, die kaum ein Leser liebt. Dröge und schwer verständlich trübt sie nicht nur den Lesespaß, sie sorgt auch für ein Bürokraten-Image des Schreibenden. Vermeiden Sie, dass zur Durchführung von Maßnahmen irgend etwas erfolgen muss.
  • Streichen Sie in ihren Texten Füllwörter, die nichts zum Sinn beitragen und den Text nur aufblähen.
  • Weg mit den Superlativen. Sie verführen dazu, Werbung zu betreiben, wo Sie informieren sollen.
  • Verwenden Sie Eigenschaftswörtern sparsam, sonst ist die Gefahr groß, auch damit Wertendes in ihren Text einzubauen. Vorsicht auch vor Fremdwörtern. Jedes unverstandene Fremdwort kostet Leser. Und das wollen Sie doch nicht?
  • Keine falschen Bilder verwenden: Neulich sind die Benzinpreise explodiert. Die Einsatzkräfte hatten ein großes Los zu knacken. Allerhand Merkwürdiges wird sogar gedruckt. Prüfen Sie also, ob Sie ungewollt Lustigkeit verbreiten
  • Wenn Sie leichter verstanden werden wollen, dann halten Sie Ihre Sätze kurz (<20 Wörter) und gehen Sie Schachtelsätzen aus dem Weg.

Weitere, für manche vielleicht etwas zu oberlehrerhaft klingende Hinweise dazu finden Sie in meinem Skript auf www.schreiberlink.de/berufliches2.htm 

...

Nachrichten schreiben:
Das Wichtigste zuerst, wir sind ja nicht in der Schule!

Die Schule hat Sie für das Schreiben in den Medien verbildet. Gewagte Behauptung, aber dort lernen Sie eher das systematische Aufsetzen von Schriftstücken, z. B. den chronologischen Aufsatz „Was tat ich in den Ferien?“

Stellen Sie sich vor, dass Sie „im normalen Leben“ instinktiv alles richtig machen. Sie sagen: „Ich habe endlich Arbeit gefunden!“ Dann erst erzählen Sie Einzelheiten: „Und zwar bei Hempels Maschinenbau. “ Dann können Sie weiter ans Eingemachte gehen: „Monatelang habe ich eine Bewerbung nach der nächsten geschrieben — alles umsonst!“. Also: Wichtige Sachen gehören an den Anfang, denn überlegen Sie selbst, ob Sie bei vielen Artikeln den Schluss lesen. Das dürfte eher selten der Fall sein. Artikel werden übrigens auch gern von hinten nach vorn gekürzt, was einfacher ist, wenn man sich an den klassischen Nachrichtenaufbau hält.

Schreiben Sie knapp, ohne Wertung, präzise und vollständig Das heißt, sie müssen konkret alle Fragen beantworten, die man zu einer Sache haben könnte. Alle so genannten W-Fragen (Wer hat was, wann, wo und warum getan?) müssen Sie als Autor oder Partner der Medien schon zu Beginn des Artikels klären.

...

Pfui!
Was tun bei schlechter Presse?

Sie wollen die Lokalpresse über einen Fieldday berichten lassen und laden Medienvertreter ein. Die tun ihre Arbeit, aber das Ergebnis ist nicht in Ihrem Sinn. Kommt vor, denn wir können einem Reporter nicht vorschreiben, was er von einer Veranstaltung hält.

Erfahrene Reporter halten sich amoklaufende Vereinsvorsitzende allerdings vom Hals, indem sie recht wohlwollend berichten. Selten besteht auch ein Anlass, anders zu verfahren.

Doch was soll man tun, wenn etwa bei einem Fieldday ein Besucher einen Herzanfall erleidet und die Verwandschaft eine Medienhetze über den bösen Elektrosmog entfacht? Dann ist ein kühler Kopf gefragt, und das bedeutet nicht, alles rechthaberisch und aggressiv zu verneinen, was an Vorwürfen kommt, sondern mit dem Kopf der Verängstigten zu denken und selbst irrationalen Einwänden sachlich und ohne Arroganz gegenüberzutreten.

Bedenken Sie: Die öffentliche Meinung könnte darüber bestimmen, ob Sie in Ihrer Stadt eine Antenne aufstellen dürfen. Sorgen Sie also dafür, dass Sie nicht als „Unsympathen“ dastehen.

...

Anlässe, und wie man Sie auswertet

Öffentlichkeitsarbeit muss keine Schönwetter-Aktion bleiben. Im Gegenteil: Man darf versuchen, ein aktuelles
Ereignis zu nutzen, um damit ein ernstes Problem für den Amateurfunk anzusprechen.

S6-Kabelstörungen kann man durch eine persönliche Betroffenheit („ich kann dann nicht mit dem Kosmonauten funken!“) dem Leser vermitteln.

Denkbare Anschlussthemen wären:

  • Erstmals Kontakt von Ehmener Funkamateur mit Kosmonauten.
  • Kabelstörungen: Endlich beseitigt?
  • MIR-Fangruppen an der örtlichen Schule
  • Allgemeinthema: Amateurfunk: Aus Ehmen in alle Welt.
  • Funkamateur aus Ehmen erhält Bestätigung für Weltraumkontakt

Sie sehen schon, es kommt darauf an, dass man viele Aspekte eines Themas findet und beleuchten kann.

Sie erkennen wahrscheinlich, dass einige sachliche Fehler im Text verblieben sind. Nehmen Sie das gelassen hin. Die Tatsache, dass der Amateurfunk im Blatt ist, wiegt schwerer, und die Detailfehler halten sich in Grenzen. Und wenn wirklich mal ein schlimmer Fehler gedruckt wird, dann bestehen Sie am besten nicht wütend auf Gegendarstellung. Das schlechte Gewissen der der Redaktion nützt Ihnen beim nächsten Veröffentlichungsanliegen mehr.

...

Amnesie:
Wie war das noch beim letzten Mal?

Zu gern würden Sie wissen, warum Ihr Artikel vom letzten Jahr veröffentlicht wurde und der aktuelle nicht.

Es wäre auch schön für die Ortsverbands-Chronik, wenn sich darin die gedruckten Zeitungsartikel wiederfänden. Wenn Sie Ihre Erfolge und Pannen in Sachen Medienarbeit aufbewahren und ihre Eindrücke stichwortartig konservieren („Rundschau: Meier ist guter Ansprechpartner, mag aber keine Wochenenddienste“), der kann künftig von seinen Erfahrungen profitieren und auch seinen Nachfolgern im Presse-Ehrenamt viel Arbeit abnehmen.

Denn Pressearbeit ist Erfahrungssache. Bei manchen Medien reicht ein Anruf, bei anderen müssen Sie bis an die Schmerzgrenze der Lästigkeit gehen. Einige Medienvertreter arbeiten schludrig, und somit sollten Sie sich die Namen derer merken, bei denen Vorsicht geboten ist.

Übrigens lebt die Pressearbeit auch davon, dass Sie bei Pannen nicht lebenslänglich verstimmt reagieren, sondern ein großmütiges Vergessen an den Tag legen. Jeder macht Fehler, und Pressevertreter, die heute über eine Kaninchenzuchtausstellung berichten müssen und morgen über eine Sitzung im Stadtrat, müssen als eierlegende Wollmilchsäue sowieso mit einem hohen Fehlerrisiko leben.

...

Gute Zeiten, schlechte Zeiten:
Termine planen, damit das Ereignis wirken kann!

Schon manche herausragende Amateurfunkveranstaltung lag terminlich so ungünstig, dass über sie aus purer Platznot nicht in den Medien berichtet werden konnte. Stehen Wahlen an, veranstalten Politiker oft ein Schaulaufen, das von den Medien artig begleitet wird.

Andere Platzkonkurrenten können sein: Kulturelle Premieren, große Sportereignisse oder Stadtfeste. So wertvoll bei letzteren die Teilnahme von Funkamateuren auch ist, so gehen sie doch bei der anschließenden Berichterstattung oft den Bach runter, weil etwa der Schützenverein eine effektvollere Präsentation gezeigt hat.

Sorgen Sie also dafür, dass Sie sich in Szene setzen, wenn Sie keine allzu große Konkurrenz befürchten müssen. Schon sehr früh kann man aus Gemeindeblättchen und von der Verwaltung Jahrestermine erfahren.

Beobachten Sie außerdem, wann der Lokalteil eher dichtgepackt oder eher dünn ist. Danach können Sie Ihre Chancen besser bestimmen. Montags ist z. B. der lokale Teil so voll von Sport– und anderen Ereignissen des Wochenendes, dass andere Manuskripttermine mehr Aussicht auf Veröffentlichungserfolge haben. Absprachen mit der Redaktion sind da hilfreich.

...

Prall gefüllt:
Themenliste mit vielen Varianten

Obwohl dieser Komplex sooo einfach erscheint, haben gerade wir Funkamateure unsere Schwierigkeiten, Themen zu finden, die wir für genauso berichtenswert wie die nicht funkende Bevölkerung halten.

Wir könnten stundenlang darin schwelgen, endlich das 316. Land „gearbeitet“ zu haben, während jeder doch weiß, dass es so viele Staaten gar nicht gibt und uns folglich für unglaubwürdige Aufschneider hält.

Berichten Sie über Ereignisse immer aus dem Blickwinkel des Außenstehenden. Versuchen Sie, seinen Interessen gerecht zu werden und langweilen Sie ihn nicht mit dem, was nur Ihnen wichtig erscheint.

Eine gute Pressearbeit will nicht Vordergründig Mitglieder werben, sondern erstrangig durch eine transparente Information ein gutes Klima für uns schaffen. Daher muss man Sympathien erst mal gewinnen, indem man dem Nichtfunker die Begeisterung für das eigene Tun vermittelt. Das schafft man am besten, wenn man den Amateurfunk nachvollziehbar macht.

Berichten Sie also nicht über eine langweilige Jahreshauptversammlung in epischer Breite, sondern bevorzugen Sie Artikel über interessante Verbindungen (MIR, ISS, Medikamentennotruf) oder interessante Spitzentechnik mit Prestigewert für den Ort.

Schlachten Sie das gleiche Thema für ein Medium ruhig mehrfach aus, etwa in einem Vorbericht, dem Artikel und einer Nachlese. Konstante Pressepräsenz macht den Amateurfunk zu einem stabilen Faktor für das Gemeindeleben.

...

Hintergründig:
Über Kurzporträt eine Story geangelt

Ein Kurzporträt ist eine stichwortartige Faktensammlung, die dem Redakteur helfen kann, seinen Artikel mit einigen Randinformationen aufzuwerten. Sie bieten auch die unschätzbare Möglichkeit, Redakteure in der Saure-Gurken-Zeit Themen schmackhaft zu machen, auf die man trotz eifriger Themensuche vielleicht selbst nicht gekommen wäre.

Kurzporträts sollten stichwortartig formuliert sein, fast wie ein tabellarischer Lebenslauf, und stets aktuell. Sie sollten unbedingt eine schnelle Kontaktmöglichkeit enthalten, damit Sender auf der Suche nach dem O-Ton schnell einen Ansprechpartner erhalten können. Mir selbst ist es schon oft passiert, dass ich zu einem Amateurfunkthema etwas sagen sollte, nur weil meine Rufnummer in der Redaktion bekannt war.

Das wäre doch ein Prestige-Gewinn, wenn Sie als Funkamateure vor Ort immer als „Experte“ um Ihre Meinung gefragt würden, wenn die Presse dieses Thema beackert!

Weblog von DK7EO

Amateurfunk: Reports und Kommentare

Suche

 

Aktuelle Beiträge

test
DK7EO - 21. Jul, 22:21
Test
Hallo,   das ist ein Test. Bitte nicht mal ignorieren. vy...
DK7EO - 29. Dez, 10:21
Unsinnige Werbung: goyellow.de
Manche Werbung ist schön, aber unlogisch. Manche nur...
DK7EO - 24. Jan, 10:51
Noch einmal das Wesentliche: Suchen...
Noch einmal das Wesentliche: Suchen Sie ein Thema,...
DK7EO - 19. Jan, 11:34
Verunglückte Meldung...
Manche Leute sind so sehr im Thema, dass sie vergessen,...
DK7EO - 19. Jan, 11:12

Status

Online seit 7072 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Jul, 22:21

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Elektronische QSL

Enter your callsign to see if you have an eQSL waiting!

Der Nerd-Faktor

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Alltagswahrnehmungen
Beispiele
DX und Contest
So geht's
Station
Warum
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren